Wir leben in einer immer schneller drehenden Welt, in einer Welt in der wir stets nach dem neuesten und coolsten Ding greifen. Ohne uns stark Gedanken darüber zu machen wie wir konsomieren und was wir damit anrichten. Bewusstsein schaffen und das Kaufverhalten bewusster schärfen ist ein schritt in die richtige Richtung.
DAS ist KLAR – Glasklar – Die Wiener Modemacherin Klara Neuber ist Schneidermeisterin und steht für puristisches Design und Leidenschaft zu regional erzeugte Qualitätsstoffe.
Sie verbindet klassische Handwerkstechniken mit der Sensibilität für zeitgenössisches Design und kreiert minimalistische Modelle für zeitgeistaffine Frauen. Dabei rückt sie das Material ins Zentrum ihrer kreativen Arbeit. In der gesamten Kollektion werden hochwertige Naturmaterialien von kleinen Manufakturen und traditionsreichen Webereien aus Österreich und Umgebung verwendet. Dadurch sind viele der Stoffe im ländlichen Raum verwurzelt. Klara Neuber verpasst ihnen mit reduziertem Design einen unerwarteten Twist. Sie produziert ihre Kollektionen lokal und bietet diese auch nach Maß an.
Klara und ich kennen uns schon sehr lange, gemeinsam haben wir das Modekolleg vor etlichen Jahren besucht. Es diente uns und vielen anderen jungen, kreativen, modebegeisterten Köpfen als Sprungbrett in eine erfolgreiche Karriere in der Modeindustrie. Erfolgreich sind wir nach unserem Abschluss alle geworden – nur niemand in der Kleidungsindustrie. Klara betreibt ihr Label nun schon seit mehr als zehn Jahren, doch seit der Gründung verzeichnet die Modeschöpferin nicht eine schwarze Zahl in ihren Büchern. Warum nicht, frage ich mich!?
Meisterlich gut und dennoch nicht genug
Das Handwerk ist erste Klasse, Ihre Schnitte ein Traum die Verarbeitung und Qualität zum Niederknien, und doch werden Billiglabels ihr vorgezogen? KLAR steht definitiv für all jene Attribute, die ein Kleidungsstück leben lässt ohne den Träger dabei in Stich zu lassen, und dennoch muss sie sich, neben ihrem großen Traum ein Geschäft zu führen, mehr als 20 Stunden anstellen lassen, um sich über Wasser halten zu können.
KLAR ist hier leider keine Ausnahme, dass es kleine Labels immer schwieriger haben, ist nicht verwunderlich, große Modeketten betreiben kostspieliges Marketing, die sogenannten Fast Fashion Riesen, reißen alle und jeden in ihren Bann, und vermitteln uns ständig neue Kleider und Outfits haben zu wollen.
Die steigende Nachfrage bringt uns in Bedrängnis
Die Produktion der Kollektionen hat sich in den letzten Jahren drastisch geändert, wo die Billigbranche ihren großen Schwestern noch 1-2 Monate hinter her hing und Trends erst später nachgeahmt wurden, sind bereits wenige Wochen nach den Fashion Weeks, jegliche Trends auch in den Fast Fashion Länden zu ergattern. Bei Billiglabels erscheinen mittlerweile bis zu 24 Kollektionen im Jahr. Das bedeutet alle zwei Wochen erscheint ein neuer Trend, dem wir glauben folgen zu müssen.
Die Bekleidungsproduktion hat sich von 2000 bis 2014 verdoppelt. Demnach wurden 2014 mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke neu produziert. In Österreich werden pro Kopf jährlich rund 19 kg Textilien gekauft. Das entspricht 60 Kleidungsstücken pro Österreicher:In und Jahr. Im Durchschnitt kaufen wir also mehr als ein Kleidungsstück pro Woche.
Abgesehen von steigenden Preisen, zieht es potenzielle Modekäufer immer wieder in Shoppingcenter und beliebte Einkaufsstraßen, warum aber kaufen wir und wie können wir hier entgegenwirken?
Fast Fashion ist eine Versuchung, der wir öfter erliegen, weil jede Handlung – der Kauf eines Kleidungsstückes, für sich erst mal harmlos wirkt. Leider ist dem nicht so, denn alleine in Europa werden jährlich 5,8 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt; 75% davon landen auf einer Mülldeponie oder werden verbrannt. Da nahezu alle Fast Fashion Brands im asiatischen Raum produzieren führt dieser Trend auch zur Abwanderung von Arbeitsplätzen aus der EU.
Regional, lokal und nach bestem Wissen und Gewissen
Meine bekannte Modemacherin würde dem gerne entgegenwirken, und produziert ausschließlich mit regional verfügbaren Stoffen und sitzt selbst hinter ihrer Nähmaschine, sie produziert also lokal in Österreich. „Die Näharbeiten alleine würden schon immense Summen ausmachen, so dass oft nur die Materialien und Energie für diverse Stücke verlangt werden können, anders würde ich das nie verkaufen.“, bedauert die Gründerin von KLAR
Die Lieferzeit einzelner Teile dauert in der Regel drei bis vier Wochen. Jedes KLAR-Modell wird gewissenhaft auf Bestellung angefertigt und braucht deshalb Zeit. KLAR arbeitet ressourcenschonend und legt kein Lager an. Produziert wird nur, was tatsächlich gebraucht wird. „Meine Kunden kommen weil Sie sich was leisten wollen, und sich einen Traum erfüllen. Vom eigenen maßgefertigten Hosenanzug bis hin zum originellen, individuellen Kleid aus heimischen Fasern. Die, die sich bei mir einen Blazer anfertigen lassen, sind sich natürlich dessen bewusst, dass das fertige Kleidungsstück nicht sofort eingepackt und migtenomen werden kann. Was sie erhalten ist Qualität und Individualität“
Im Zeitalter der Individualität
Individualität und Wertschätzung werden hier nicht nur dem Kleidungsstück entgegen gebracht, sondern auch seinem Träger. Gerade in Zeiten des Individualismus ist es mir unerklärlich, dass wir alle einem Trend hinterher jagen, der uns vorgelebt wird und wir stets nach diesem „to be enVogue“ leben wollen. Doch ist es nicht viel attraktiver sich selber Gedanken zu machen, Sinn und Gespür für Materialität, Farben und Formen zu entwickeln und sich wieder mehr auf seinen eigenen Instinkt zu verlassen?
Klara macht das und hat sehr früh in unserer Ausbildung ihre Leidenschaft zu Materialität und Regionalität entwickelt, für sie war immer klar, das will sie kommunizieren, weil sie dafür steht und dies auch verkörpert, „darum halte ich auch daran fest, denn damit, wenn auch nur zu einem kleinen Teil, kann ich zur Veränderung beitragen“, Klara Neuber – KLAR
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Kleidung genoss immer schon einen hohen Stellenwert
Gerade in den 60er Jahren wurde Mode (und nicht nur Kleidung) für die breite Masse zugänglicher, plötzlich hatte man die Möglichkeit sich auch einen zweiten oder dritten Rock oder Kleid in den Schrank zu hängen, natürlich nur für besondere Anlässe.
Mittlerweile sind die Kleiderschränke voll: Verschiedene Umfragen belegen, dass so gut wie jeder Kleidungsstücke im Schrank liegen hat, die nie getragen werden. Kleidung wird ohne großes Zögern gekauft, denn Mode ist günstig zu haben. Statistiken zeigen, dass trotz des gestiegenen Konsums an Kleidung die Kosten dafür zwischen 2000 und 2015 nur um etwa 10 Prozent gestiegen sind. Weil Mode so günstig ist, ist sie zur Wegwerfware verkommen: Die Trends von heute sind der Müll von morgen.
Instagram macht es nicht einfacher. Wir sind ständig damit konfrontiert, was andere tragen, werden mit Trends überflutet – vielleicht posten wir selbst täglich Bilder von unserem „Outfit of the Day“ – und das muss natürlich MEGA aussehen, aber MEGA schaut auch mein Designer Teil aus, dass ich schon jahrelang in meinem Kleiderschrank herumhängen habe, und immer wieder ins Szene setze. Der Vorteil dabei, es trägt sich auch tatsächlich über einen längeren Zeitraum.
Plattformen wie Instagram und co. bieten allerdings auch jungen, nachhaltigen Labels eine Reichweite und stärkt unser Bewusstsein hierfür.Wer auf der Suche nach nachhaltigen Labes in Salzburg ist, findet hier weitere Infos.
Jede Veränderung braucht Zeit
Ich finde, wir sollten alle miteinander anfangen, bewusster auszuwählen und nachhaltiger einzukaufen. Auch, wenn es vielleicht ein bisschen teurer ist. Dann vielleicht lieber ein Teil weniger holen.
Das ist der konsequenteste Weg, um auf lange Sicht den Markt zu verändern, Labels, wie die meiner Freundin gehör verschaffen und dem Zulauf der Billiglabels Einhalt zu gebieten.
Anmerkung der Redaktion: Carina Niederhauser ist aufmerksame Konsumentin mit einen Drang das Bewusstsein im Menschen hingehend nachhaltigem Konsum zu stärken.